Dorn-Dürkheimer Sandkaute

Geologisch und Archäologisch einmalig in Mittel- und Nordeuropa

Die Fundstelle liegt am nördlichen Ortsrand im Bereich der ehemaligen Sandgrube Giloth im Gewann Hayer. Sie verkörpert einen, bis zur Entdeckung im Dezember 1972, bislang völlig unbekannten Zeitabschnitt in Deutschland, welcher zum Turolium (oberstes Ober-Miozän) gerechnet wird. Die fossilen Wirbeltiere von Dorn-Dürkheim sind rund 8,5 Millionen Jahre alt. Es gibt keine weitere Fundstelle dieser Art in Mittel- und Nordeuropa, die als Bindeglied zwischen den südwest- und den südosteuropäischen Vorkommen das Turolium bezeugt. Sie verkörpert diesen Zeitabschnitt darüber hinaus in Gestalt einer Waldfauna, wie sie sonst nirgendwo bekannt ist, in der sowohl Großsäuger als auch Kleinsäuger nebeneinander gefunden wurden (Dorn-Dürkheimer Schichten bzw. Dorn-Dürkheim-Formation).

Das ist aber längst nicht alles.

In den Jahren 1989 bis 1996 wurde an der Fundstelle eine neue Grabungsfläche frei geschoben, die unter anderem eine Säugetierfauna erbrachte, welche in die Matuyama-Epoche einzuordnen ist, was einem numerischen Alter von ca. 800 000 Jahren entspricht. Die Entstehung dieser neuen Fossillagerstätte Dorn-Dürkheim 3 ist auf einen angestauten Süßwassersee (Rheinhessensee) im Mainzer Becken zurückzuführen.

Die Besonderheit: drei Steinwerkzeuge – Artefakte. Diese „Klopfsteine“ belegen, dass der Urmensch zu jener Zeit auch in Mitteleuropa präsent war, wo er an der Säugetierfundstelle Dorn-Dürkheim 3 an der Zerlegung der dort angeschwemmten Kadaver beteiligt gewesen sein könnte. Es handelte sich nicht um eine Siedlung. Vielmehr ist vermutlich eine Gruppe von Hominiden aus dem Mittelmeerraum auf der Suche nach Nahrung durch dieses Gebiet gezogen. In Dorn-Dürkheim fand man somit den ältesten Nachweis menschlicher Werkzeuge nördlich der Alpen.

Die Evolutionssäule

2009 schenkte der Dorn-Dürkheimer Bildhauer Achim Ribbeck zusammen mit seiner Frau seine Marmorskulptur „Evolutionssäule“ der Gemeinde. Diese thront seitdem oberhalb der damaligen Ausgrabungsstätte und erzählt die Entwicklung der Erde und des Lebens auf ihr. Ein weiteres Kunstwerk des Bildhauers zeigt einen Steinklopfer. Auf der Rückseite der Skulptur ist folgende Inschrift eingemeißelt: „Ort der Senckenberg-Grabung 1972 – 1994. Bis dato älteste menschliche Werkzeuge nördlich der Alpen“.

Sitemap